Archives

All posts for the month Juli, 2013

Wochenblick 27

Liebe Liste,

frisch zurück von der Sigint, wohin ein großer Gruß an die Ortsgruppe Köln/Bonn geht, die dort mit großem Stand und großem medialen Einsatz den AKV vertritt: Im ZDF Heute-Journal, ab 6.35, sind die „Internet-Aktivisten“(tm) zu finden.

Hier unsere Themen

#1 Freiheit statt Angst – Stand der Dinge
#2 Freedom not Fear
#3 Vorratsdatenspeicherung, Anhörung am EuGH
#4 Pressearbeit
#5 Technik
#6 Snowden
#7 Wahlkampf
#8 Abstimmungsregeln
#9 Bündnis gegen Prism
#10 Aus den Ortsgruppen
#11 links

Freiheit statt Angst – Stand der Dinge

Die ersten Bündnispartner stehen online. Frisch hinzugekommen sind am Samstag noch die Julis! Wir haben also schon mal die viel geforderte Überparteilichkeit erreicht, wie auch immer man sie nun definieren man.  Die Grünen haben außerdem auch sehr positive Signale geschickt, aber die Abstimmung dauert dort noch ein wenig. Ich vermute mal, dass morgen dann auch noch eine Liste mit möglichen Rednerinnen und Rednern über die Bündnisliste geht. Ihr seht, die Planungen laufen in vollem Gange.

Wer helfen will: Der Blog-Wettbewerb kann noch ein wenig beworben werden. Und natürlich könnt ihr gerne mögliche Bündnispartner werben.

Die Idee, fsa13.de in unseren Besitz zu nehmen, wurde trotz Angebot von entsprechender Stelle, verworfen, da das nur zu viel Wartungsaufwand und Kosten verursachen würde. Wie durch ein Wunder leitet die Seite aber trotzdem auf blog.freiheitstattangst.de

Außerdem steht die Frage im Raum, wann es das nächste Bündnistreffen gibt.

Freedom not Fear

Findet in diesem Jahr ja auch wieder statt. Vom 27. bis 30. September, nach der Bundestagswahl. Hier gibt es Wiki und ein Pad, mit verschiedenen „Aufgaben“. Zum einen müssen natürlich viele viele europäische Partner angesprochen werden – da hat Lara mit angefangen, und wer da helfen will, spricht sie am besten an. Zum anderen brauchen wir noch Ideen, mit wem wir so sprechen wollen. Für Freitag hat Michael Kommissarin Redding eingeladen, für Montag würde ich ein paar Parlamentarier/innen und Kommissionsvertreter/innen einladen, wer da Vorschläge hat, gerne an mich.
Christiana schlug auch noch vor, die Draft Regulation on Electronic Identification and Trust Services for Electronic Transactions in the Internal Market als Thema aufzunehmen, und Amelia Andersdotter dazu einzuladen.
Außerdem stellt sich noch die Frage nach einer Demo durch Brüssel, wozu es bisher eher ablehnende Haltung gibt.

Wir werden auch wieder eine „Pauschalreise“ anbieten, die gerade von Partnern aus Osteuropa schon sehr gefragt war. Wer da Ideen hat für Spenden oder weitere Zuschüsse, kann sich auch gerne melden.

Vorratsdatenspeicherung – Anhörung am EuGH

Die Fragen zur VDS-Richtlinie gibts es bei Netzpolitik.  Vorbereitungsdokumente hat Patrick dankenswerterweise über die Liste geschickt:

Unsere Stellungnahme zur EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung. Unser Gemeinsamer Brief gegen die Vorratsdatenspeicherung

Dokumente des Europäischen Gerichtshofs zu den Verfahren.

Hintergrundinformationen und Fakten zur Vorratsspeicherung von Telekommunikationsdaten.

Englisch zur Vorbereitung.

Ablauf der Verhandlung:

Jeweils 15 Minuten:
Digital Rights Ireland
Human Rights Commission
federl govt. of Carinthia (Austria)
Seitlinger [individual lawsuit Austria]
Tschohl [representing 11.100 citizens of Austria]
Ireland
Austria

Jeweils 10 Minuten:
Spain
France
Italy
Poland
Portugal
UK

Jeweils 15 Minuten:
EU Council
Parliament
Commission
Hustinx

Auf anderer Ebene hat Patrick die Speicherpraxis der Telekommunikationsanbieter noch einmal gerügt. Als Reaktion kam diese Pressemitteilung:

Pressearbeit

Im letzten Wochenblick hatte ich erwähnt, dass es spezielle „Gruppen“ oder „AGs“ bräuchte, die sich einiger Sachen annehmen. Für viele Aufgaben haben wir diese Gruppen natürlich schon, aber gerade die AKV Presse oder AKV Design Gruppen sind ziemlich tot, bis auf wenige Ausnahmen in der Presse. Wer also da mitmischen möchte, ist herzlich eingeladen!

Pressearbeit oder Design

Zum Sommertreffen mit Forderungen gegen Prism und Tempora und dann Anfang der Woche mit der Ankündigung der Freiheit statt Angst gingen jeweils Pressemitteilungen raus. Die Resolution gegen Prism und Tempora hats in die Junge Welt geschafft:

Und zur Anhörung am EuGH soll am Dienstagnachmittag auch noch eine PM rausgehen, an der direkt im Pad gearbeitet werden kann:

Technik

Gab es das vielbeworbene Admin-Treffen in Düsseldorf? Gab es dort Ergebnisse? Was es jedenfalls gab, war ein Angriff auf das http-Formular zum Einloggen von blog.freiheitstattangst.de – Frank hat die Requests dort auf nsa.gov abgebogen. Danke dafür! Michi beabsichtigt, ungenutzte Admin-Accounts in Kürze abzuschalten, wer also wieder aktiv werden will, jetzt wäre der Zeitpunkt!

Snowden

Die Ortsgruppe Regensburg hat überlegt, einen offenen Brief zu verfassen, in dem Asyl für Snowden gefordert wird. Sven hat das dann gemacht und an die zuständigen Stellen geschickt, denn politisch ist es wohl möglich, jemanden Asyl zu gewähren, obwohl es Auslieferungsabkommen gibt. Campact hat da auch noch was.

Gleiche Überlegungen gab es auch auf der Freedom-not-Fear-Liste, ist dort aber wie so häufig, nach einer „Wäre es nicht gut, das zu machen“-E-Mail versandet.

Wahlkampfveranstaltungen

Kai Uwe weißt darauf hin, dass man zu den diversen Ständen, die ab bald wieder überall in den Fußgängerzonen auf Wählerinnenfang gehen, ja auch mal zum Diskutieren hingehen könnte, und hat einen Leitfaden gleich mitgeschickt.

Abstimmungsregeln

Da das dabei ja in letzter Zeit immer sehr zu Diskussionen kam, hat Kai-Uwe die Regeln mal überarbeitet und stellt sie zur Diskussion.
Wichtigster Punkt ist dabei wohl die Verkürzung der Abstimmungszeit, wie Kai-Uwe selbst schreibt, um nämlich die Schlagfertigkeit des AKV zu
erhöhen. Ein wichtiger, richtiger Ansatz! Bis zum 26. Juli, also drei volle Wochen lang, können wir nun auf der Seite unter dem Entwurf diskutieren oder auf der Diskussions-Mailingliste. Danach soll der Entwurf als Antrag eingebracht werden.

Bündnis gegen Prism

Es entsponn sich eine Diskussion darum, ob und wie wir dieses Bündnis, das in der vergangenen Woche zu einer mittelgroßen Demo in Hannover mobilisiert hat, unterstützen, daran teilnehmen oder wir den Organisator, seines Zeichens Pirat, in den AKV einladen.
So weit ich das übersehe, ist die Stimmung zu diesem Bündnis eher verhalten, die Demo war sehr piratenlastig. Die sind halt gerade im Wahlkampf, das muss man klar sehen. Aber jemanden nur wegen seiner Parteimitgliedschaft nicht in den AKV einzuladen, halte ich auch für ungerecht.

Aus den Ortsgruppen

##1 Hannover:
Michaels Streit mit der Polizei geht weiter, spontane Versammlungen müssen einfach möglich bleiben!

##2 Regensburg
Zum Brief der OG, siehe oben. Außerdem hat die OG in der letzten Woche eine Sternwartenführung gemacht, coole Sache! Vielleicht als Anregung für die eine oder andere Ortsgruppe

##3 Köln/Bonn
Die OG hat neue coole Vorstellungsflyer, die per Konsensantrag mit einem Druckkostenzuschuss besegnet wurden und auf der Sigint sehr gut ankamen.

##4 Osnabrück
Ingo hat einen Ping auf die Liste geschickt und gefragt, wer denn eigentlich noch alles so mitmacht. Aber bisher kam da noch keine Antwort… Hmpf.

#11 links
30.06.2013
Kann die Bundeswehr auch gegen Streiks und Demonstrationen eingesetzt
werden?

Und wenn ja, dann doch bitte für Bananen!

Der Bundesrat fordert die Regierung auf im Rahmen der
EU-Datenschutzverordnung den Beschäftigtendatenschutz national zu stärken:
Ob der Antrag durch ist, habe ich jetzt nicht recherchiert.

Interview zur eGK

Und nochmal was aus dem Archiv zur eGK

 

Briefpost auch überwacht.

Polizeikameras, die nach Taschenlampen aussehen.

Die Verwirrung um Twix, Raider und die Vorratsdatenspeicherung.

Und auf speziellen Wunsch noch dieser Link, noch diese Geschichte von Richard Gutjahr

Dennis von digitalcourage

Morgen verhandelt der Europäische Gerichtshof in Luxemburg über die Gültigkeit und Verhältnismäßigkeit der EU-Richtlinie zur verdachtslosen Vorratsspeicherung sämtlicher Verbindungs- und Standortdaten.

Die Bedeutung der Entscheidung des Gerichtshofs könnte größer kaum sein: Die unterschiedslose Vorratsspeicherung von Informationen über jedes Telefonat, jede SMS, jede E-Mail und jede Internetverbindung der gesamten Bevölkerung stellt alle anderen deutschen Überwachungsmaßnahmen in den Schatten. Eine Vorratsdatenspeicherung zeichnet dauerhaft das alltägliche Kommunikations-, Bewegungs- und Internetnutzungsverhalten aller 80 Mio. Menschen in Deutschland auf, durchschnittlich alle vier Minuten werden Informationen über jede/n von uns festgehalten. Es handelte sich vermutlich um die größte deutsche Informationssammlung überhaupt.

Von der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs hängt ab, ob der Staat potenziell unser gesamtes Leben und menschliches Verhalten „auf Vorrat“ aufzeichnen (lassen) darf oder ob unschuldige Menschen auch in einer Informationsgesellschaft einen Anspruch auf nicht rückverfolgbare, unmittelbare Kommunikation und Interaktion haben werden. Die Entscheidung des Gerichtshofs wird mittelbar auch Auswirkungen darauf haben, ob die jetzt bekannt gewordenen flächendeckenden Geheimdienst-Abzapfprogramme Großbritanniens („Tempora“) und Frankreichs fortgesetzt werden dürfen oder ob sie wegen Verstoßes gegen die europäischen Grundrechte eingestellt werden müssen.

Wichtige Informationen zu dem Prozess

Ort und Zeit der Verhandlung:
http://akvorrat.de/s/EuGH-Termin

Diese Personen und Staaten werden vor dem Europäischen Gerichtshof sprechen:
http://blog.vorratsdatenspeicherung.de/?p=1122

Die verhandelten Fragen des obersten irischen Gerichtshofs und die Begründung dazu (Auszug: „Es ist klar, dass Überwachungsmaßnahmen gerechtfertigt sein müssen und in der Regel gezielt erfolgen sollten“):
http://akvorrat.de/s/HighCourt-Fragen
http://www.bailii.org/ie/cases/IEHC/2010/H221.html

Die verhandelten Fragen des österreichischen Verfassungsgerichtshofs und die Begründung dazu (Auszug: „Nicht zuletzt auch im Hinblick auf Zweifel an der Eignung zur Zielerreichung erscheint der damit verbundene Eingriff unverhältnismäßig.“):
http://akvorrat.de/s/VerfGH-Vorlage

Die Fragen des Europäischen Gerichtshofs, zu denen die Beteiligten am Dienstag Stellung nehmen sollen:
http://akvorrat.de/s/EuGH-Fragen

Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung: Dossier mit Hintergrundinformationen und Fakten zur Vorratsdatenspeicherung
http://akvorrat.de/s/Hintergrundinfos

Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung: Handreichung zum Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen Nichtumsetzung der Vorratsdatenspeicherung
http://www.vorratsdatenspeicherung.de/images/handreichung.pdf

Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung: Häufige Argumente der Befürworter einer Vorratsdatenspeicherung widerlegt
http://www.vorratsdatenspeicherung.de/content/view/83/87/lang,de/

Meinungsumfragen:
http://www.vorratsdatenspeicherung.de/content/view/77/85/lang,de/#Umfrage

Protestaktionen des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung:
http://akvorrat.de/s/Aktionen

Fotos von Protestaktionen zur freien Verwendung:
http://akvorrat.de/s/CC-Fotos
http://wiki.vorratsdatenspeicherung.de/Aktuelle_Fotos

Appell von über 100 Organisationen aus 23 europäischen Ländern zur Aufhebung der EU-Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung
http://www.vorratsdatenspeicherung.de/content/view/363/158/lang,de/

Wenn Sie Fragen zu dem Verfahren haben oder Interviewpartner suchen, wenden Sie sich einfach an die Presse-Ansprechpartner des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung:
http://www.vorratsdatenspeicherung.de/content/view/235/141/lang,de/

Dieser Beitrag gibt die persönliche Meinung des Autors Patrick Breyer wieder und ist kein offizielles Statement des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung.

Tomorrow the European Court of Justice will hold a hearing concerning the validity and proportionality of the EU directive on mandatory blanket retention of all communications data.

The importance of the upcoming court decision can hardly be overestimated: The indiscriminate retention of information on every telephone call, text message, e-mail and Internet connection made by any citizen is „the most privacy invasive instrument ever adopted by the EU in terms of scale and the number of people it affects“ (Peter Hustinx, European Data Protection Supervisor). Blanket data retention registers permanently the everyday communications, movements and Internet usage of 500 mio. citizens in the EU. On average, every 4 minutes information concerning us is being recorded (http://akvorrat.de/s/Haeufigkeit). Apart from the intelligence programmes that have surfaced now, data retention creates the greatest databases of personal information in existence.

The decision to be taken by the European Court of Justice will determine whether or not the government can potentially have our entire lives and behaviour recorded „just in case“ or whether innocent citizens will have a right to untraceable communications and interaction in an information society. The ruling will also indirectly determine whether the intelligence interception programmes that have recently surfaced in the UK („Tempora“) and France will have to be ended for violation European human rights.

Important information concerning the hearing

Time and place of hearing:
http://akvorrat.de/s/hearing

These people and governments will speak to the Court:
15 Minutes:
– Digital Rights Ireland (plaintiff)
– Irish Human Rights Commission
– Federl govt. of Carinthia (Austria, plaintiff)
– Mr Seitlinger [individual lawsuit Austria]
– Mr Tschohl [representing 11.100 citizens of Austria]
– Government of Ireland
– Government of Austria
10 Minutes each:
– Government of Spain
– Government of France
– Government of Italy
– Government of Poland
– Government of Portugal
– Government of UK
15 Minutes each:
– EU Council
– EU Parliament
– EU Commission
– Mr Hustinx, European Data Protection Supervisor

The questions raised by the Irish High Court and its reasoning (excerpt: „Nonetheless it is clear that where surveillance is undertaken it must be justified and generally should be targeted.“)
http://akvorrat.de/s/HighCourt-questions
http://www.bailii.org/ie/cases/IEHC/2010/H221.html

The questions raised by the Austrian Constitutional Court and the Court’s reasoning (excerpt: „Considering the doubts regarding the effectiveness it [blanket data retention] appears to interfere disproportionately with human rights.“)
http://akvorrat.de/s/VerfGH-referral
http://akvorrat.de/s/VerfGH-Vorlage (reasoning in German only)

The questions asked to the parties by the European Court of Justice:
http://www.contentandcarrier.eu/?p=435

Working Group on Data Retention: Background information and facts concerning the Data Retention Directive 2006/24/EC
http://akvorrat.de/s/backgrounder

Working Group on Data Retention: Arguments of Data Retention advocates critically discussed
http://www.vorratsdatenspeicherung.de/content/view/83/87/lang,en/

Resource and document trove:
http://wiki.vorratsdatenspeicherung.de/Resources

Photos of protests in Germany against data retention (free use):
http://akvorrat.de/s/CC-Fotos
http://wiki.vorratsdatenspeicherung.de/Aktuelle_Fotos

Call of more than 100 organisations from 23 European countries to abolish the EU data retention directive:
http://www.vorratsdatenspeicherung.de/content/view/363/158/lang,en/

The information and views set out in this post are those of the author and do not necessarily reflect the opinion of the Working Group on Data Retention (AK Vorrat).

Icons via iconarchive.com, aus den Sätzen iFunny Icons von Dirceu Veiga – FastIcon Studio sowie Kids Icons von Everaldo Coelho und desweiteren aus Redfresh CI Icons von TpdkDesign.net. Bundestrojaner vom Chaos Computer Club. Schriftart Yanone Kaffeesatz von Jan Gerner. (Creative Commons Namensnennung 2.0).  Komposition Was weiß mein großer Bruder alles über mich? v0.3-rc2 vom 19. Dezember 2007 von Matthias „wetterfrosch“ Mehldau  Lizenz Creative Commons Namensnennung-Keine kommerzielle Nutzung 2.0. Nicht-Kommerzielles Kopieren und Bearbeiten unter Quellangabe (CC) BY-NC-SA) Wetterfrosch, ak-vds.de (Schrift: Jan Gerner, Icons: Dirceu Veiga – FastIcon Studio, Everaldo Coelho, TpdkDesign.net, ccc.de) erbeten! Am Dienstag wird vor dem Europäischen Gerichtshof darüber gestritten, ob die EU Informationen über jede unserer Telefon-, Handy-, E-Mail- und Internetverbindung speichern lassen darf – rein vorsorglich („auf Vorrat“) für den Fall, dass sich die Polizei einmal dafür interessieren könnte. Festgehalten werden soll, mit wem wir privat oder beruflich in Kontakt stehen, mit welchem „Nummernschild“ (IP-Adresse) wir im Internet unterwegs sind und an welchen Orten wir wann unser Handy oder Smartphone benutzt haben.

Viele Menschen (in Deutschland 66%) wollen nicht, dass ohne jeden Grund alle ihre Verbindungen und Bewegungen protokolliert werden. Deshalb haben sie bei Gericht beantragt, die Speicherung ihrer Daten zu stoppen. In Irland klagen Datenschützer der Organisation „Digital Rights Ireland“ gegen das irische Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung. Und in Österreich haben sich über 10.000 Menschen bei dem Verfassungsgerichtshof beschwert.

Vor ihrer Entscheidung wollen das irische und das österreichische Gericht wissen, ob sie den von der Europäischen Union angeordneten Zwang zur Vorratsdatenspeicherung akzeptieren müssen. Über die Gültigkeit und Verhältnismäßigkeit dieser EU-Richtlinie entscheidet nun der Europäische Gerichtshof.

Wie wird der Europäische Gerichtshof entscheiden?

Foto: Gerichtshof der Europäischen UnionDer Europäische Gerichtshof könnte entscheiden, dass die Aufzeichnung sämtlicher unserer Verbindungen erforderlich ist, um Verbrechen besser verfolgen zu können. Dann müsste auch Deutschland ein Gesetz zur verdachtslosen Vorratsspeicherung aller unserer Verbindungen wieder einführen – oder als Strafe jährlich 1,43 Euro pro Bürger bezahlen.

Wahrscheinlich wird der Gerichtshof die Datensammelei aber beanstanden. Er hat nämlich eine Menge Fragen dazu gestellt. Auch mehrere andere Gerichte (die Verfassungsgerichte Rumäniens, Deutschlands und Tschechiens) haben Gesetze zur Vorratsdatenspeicherung schon aufgehoben.

Foto: Digitale Gesellschaft, Lizenz: CC BY-SA 2.0Einige Gerichte finden, solange wir keines Verbrechens verdächtig sind, darf der Staat unsere Telefonate, SMS, E-Mails und Internetverbindungen nicht ins Blaue hinein protokollieren lassen. Datenschützer sind derselben Meinung. Sie befürchten sonst eine schrittweise immer weiter reichende Aufzeichnung unseres alltäglichen Verhaltens und Lebens „auf Vorrat“ – bis hin zu Videokameras in unseren Schlafzimmern, weil ja auch dort einmal Verbrechen begangen werden könnten. Unter ständiger Überwachung kann man nicht frei und unbefangen leben.

Das deutsche Bundesverfassungsgericht ist dagegen der Meinung, der Staat darf alle unsere Kontakte und Bewegungen ohne Verdacht sammeln lassen, wenn diese Informationen gut vor Missbrauch gesichert und nur in Ausnahmefällen eingesehen werden. Es hat das deutsche Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung nur aufgehoben, weil es diese Bedingungen nicht erfüllte. Wenn der Europäische Gerichtshof das auch so sehen sollte, werden EU-Politiker schon bald darüber streiten, ob sie eine neue Richtlinie zur verdachtslosen Vorratsdatenspeicherung erlassen.

Wer wird am Dienstag mitreden?

Die folgenden Personen und Organisationen werden am Dienstag vor dem Europäischen Gerichtshof sprechen:

  1. Digital Rights Ireland: Die Datenschutzorganisation, die in Irland klagt (15 Minuten)
  2. Die irische Menschenrechtskommission (Human Rights Commission), die die Klage unterstützt (15 Minuten)
  3. Die Kärntner Landesregierung, die in Österreich klagt (15 Minuten)
  4. Der Anwalt von Herrn Seitlinger, der in Österreich klagt (15 Minuten)
  5. Herr Tschohl in Vertretung von über 11.100 klagenden Österreichern (15 Minuten)
  6. Die irische Regierung, die die Datenspeicherung verteidigt (15 Minuten)
  7. Die österreichische Regierung, die die Datenspeicherung verteidigt (15 Minuten)
  8. Die spanische Regierung, die die Datenspeicherung verteidigt (10 Minuten)
  9. Die französische Regierung, die die Datenspeicherung verteidigt (10 Minuten)
  10. Die italienische Regierung, die die Datenspeicherung verteidigt (10 Minuten)
  11. Die polnische Regierung, die die Datenspeicherung verteidigt (10 Minuten)
  12. Die portugiesische Regierung, die die Datenspeicherung verteidigt (10 Minuten)
  13. Die britische Regierung, die die Datenspeicherung verteidigt (10 Minuten)
  14. Der EU-Rat, der die Datenspeicherung verteidigt (15 Minuten)
  15. Das Europäische Parlament, das die Datenspeicherung verteidigt (15 Minuten)
  16. Die EU-Kommission, die die Datenspeicherung verteidigt (15 Minuten)
  17. Der Europäische Datenschutzbeauftragte Peter Hustinx, der die Datenspeicherung kritisiert (15 Minuten)

Ort und Zeit der Verhandlung finden sich hier.

Wo finde ich weitere Informationen?

Dieser Beitrag gibt die persönliche Meinung des Autors Patrick Breyer wieder und ist kein offizielles Statement des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung.

gabrielIn der ARD-Talkshow Anne Will forderten der SPD-Vorsitzende Gabriel und der CDU-Bundestagsabgeordnete Grosse-Brömer gestern unisono die Wiedereinführung einer verdachtslosen, flächendeckenden Vorratsspeicherung aller unserer Verbindungs- und Standortdaten in Deutschland. Constanze Kurz vom Chaos Computer Club warf Gabriel vor, dies sei genau die „NSA-Denke“, über die sich Gabriel zuvor noch lautstark empörte. Auch Grünen-Chefin Künast und Herr Stürmer vom Springer-Verlag sprachen sich gegen Vorratsdatenspeicherung aus (siehe jedoch auch „Innenexperte der Grünen für Umsetzung der Vorratsdatenspeicherung in Deutschland„).

Hier das Video der Diskussion (leider nur auf Youtube direkt zu verlinken)

Dieser Beitrag gibt die persönliche Meinung des Autors Patrick Breyer wieder und ist kein offizielles Statement des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung.